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Presseaussendungen

Mehr Experten für Österreichs Allergiker

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Presseaussendung der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI)

Mehr Experten für Österreichs Allergiker
Neue „Spezialisierung in Allergologie“ kann Versorgungslücke langfristig schließen

Wien, 4. Oktober 2021 – Endlich: Nach mehr als zehn Jahren Einsatz wurde mit 1. Juli 2021 die fächerübergreifende „Spezialisierung in Allergologie“ in Kraft und damit eine drängende Forderung der allergologisch tätigen Experten umgesetzt – ein Meilenstein für die Allergologie in Österreich und ein Lichtblick für die zahlreichen Allergiker in unserem Land, die fachkundige Ärzte dringend brauchen.

Allergien haben sich zu einer Volkskrankheit entwickelt. Laut der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2019 rangieren allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen, Nahrungsmittel-, Hausstaubmilben- oder Insektengiftallergien nach Rückenschmerzen auf Platz zwei der häufigsten chronischen Krankheiten.1 Zumindest zwei Millionen Menschen leiden in Österreich an einer Allergie – Tendenz seit vielen Jahren stetig steigend. Mit der kontinuierlichen Zunahme an allergiegeplagten Menschen wächst naturgemäß der Bedarf an Spezialisten, die sich mit der Diagnose und Behandlung dieser Erkrankung auskennen.

Hilfesuchende Patienten, vor allem jene in ländlichen Gebieten, wo es keine spezialisierten Ambulatorien oder Krankenhaus-Ambulanzen gibt, müssen oftmals lange Irr- und Umwege auf sich nehmen, bis sie an den richtigen Arzt, zu einer richtigen Diagnose und letztlich zu einer adäquaten Behandlung kommen. Nicht selten vergehen von ersten Allergie-bedingten Symptomen bis zum Therapiebeginn mehrere Jahre. Dies liegt zum einen an der Sorglosigkeit vieler Betroffener, denn Allergien werden oftmals zu lange auf die leichte Schulter genommen. Zu einem guten Teil wissen Patienten aber einfach nicht, wer der für sie richtige Ansprechpartner ist. Denn in Österreich gibt es keinen Facharzt für Allergologie. Um Allergien kümmern sich bisher Ärzte für Dermatologie, HNO-Krankheiten, Lungenheilkunde und Kinderheilkunde sowie Klinische Immunologen. Doch zunehmend weniger Mediziner beschäftigen sich mit dem komplexen und häufig beratungsintensiven Fachgebiet – immer mehr Allergiker stehen damit immer weniger Spezialisten gegenüber. „Diese Situation ist dramatisch. Allergien kosten den Patienten enorm viel an Lebensqualität, in manchen schweren Fällen sogar das Leben, und dem Gesundheitssystem sehr viel Geld“, warnt Univ.-Prof. Dr. Erika Jensen-Jarolim, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI) vor der wachsenden Unterversorgung. „Allergien sind gut behandel-, ihre gesundheitlichen Folgen und hohe volkswirtschaftliche Kosten somit vermeidbar.“

Neue Ausbildung schafft Abhilfe
Wissenschaftliche Fachgesellschaften bemühen sich seit vielen Jahren um Nachwuchs an allergologisch versierten Ärzten. „Um das Fachgebiet der Allergologie attraktiver zu machen, braucht es eine
1 Statistik Austria, http://statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/gesundheit/gesundheitszustand/chronische_krankheiten/index.html
eigenständige und anerkannte Ausbildung“, sagt ÖGAI-Vizepräsident Univ.-Prof. DDr. Wolfram Hötzenecker, MBA. Die wurde nun mit der neuen „Spezialisierung in Allergologie“ endlich Realität. „Nach mehr als zehn Jahren Überzeugungsarbeit wurde die Versorgungsrelevanz schließlich anerkannt und der fachspezifischen Weiterbildung zugestimmt.“

Für Fachärzte der sogenannten „Quellfachgebiete“ Haut- und Geschlechtskrankheiten, Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Innere Medizin und Pneumologie, Kinder- und Jugendheilkunde, Klinische Immunologie, Innere Medizin, Arbeitsmedizin und Allgemeinmedizin wird künftig eine Spezialisierung in Form einer 18 Monate dauernden Weiterbildung möglich. „Wir haben erreicht, dass die Allergologie, die bisher auf viele Fächer zersplittert war, mit einer interdisziplinären Spezialisierung zum Leben erweckt wurde,“ so Hötzenecker und betont: „Die neue Weiterbildung ist ein dringend notwendiger Schritt. Nicht zuletzt, um den internationalen Anschluss nicht zu verpassen. In verschiedenen Ländern Europas gibt es bereits seit Jahren einen Facharzt oder eine Spezialisierung für Allergologie. Österreich war hier Spätzünder.“

Treibende Kraft war die ÖGAI, die heuer ihren 50. Geburtstag feiert, in enger Zusammenarbeit mit der AG Allergologie, die auf Allergien spezialisierte Arbeitsgruppe der Fachgesellschaft für Dermatologie. Auch die wissenschaftlichen Gesellschaften der HNO-, der Lungen- und der Kinder-Fachärzte sowie der Ärzte für Allgemeinmedizin unterstützen aktiv die neue Spezialisierung. Fachspezifische Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten können angerechnet werden und Ärzte, die bereits jetzt die nötige Qualifikation und Erfahrung nachweisen können, seit 1. Juli einen Antrag auf Anerkennung stellen. „Diese Spezialisten schließen sich dann in Ausbildungsverbünde zusammen und reichen ihr Konzept bei einer Experten-Kommission ein. Bei positiver Beurteilung gibt die Kommission eine Empfehlung an die Österreichische Ärztekammer ab. Kommt auch von dieser Seite grünes Licht, kann mit der Ausbildung von Ärzten begonnen werden“, erklärt Hötzenecker. „Wir rechnen damit, dass dies ab März 2022 der Fall sein wird.“

Linktipp www.oegai.org: Mehr zur neuen Ausbildung „Spezialisierung in Allergologie“, Stellungnahmen & Empfehlungen zu Corona-Impfung und Allergien sowie Immundefekten und SARS-CoV-2 Infektion, Patienten-Informationen uvm.

Über die ÖGAI
Die Österreichische Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI) vereint österreichische Allergologen und Immunologen aus Wissenschaft und Medizin. In der aktuellen Pandemie ist ihre spezifische Expertise wichtiger denn je. Die Fachgesellschaft ist kompetent bei Allergien, Autoimmunerkrankungen, Immundefizienzen, Infektionserkrankungen, Impfungen sowie Tumorerkrankungen und verbessert das Leben von Patienten mit Allergien und Immun-Erkrankungen. Die ÖGAI ist weltweit mit den internationalen Gesellschaften für Allergologie und Immunologie vernetzt. 2021 feiert die Gesellschaft ihr 50-jähriges Bestehen. Mehr unter www.oegai.org

Kontakt für Journalisten-Rückfragen:

Univ.-Prof. DDr. Wolfram Hötzenecker, MBA
Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI)
T: 05 / 76808-34100
E: wolfram.hoetzenecker@kepleruniklinikum.at

Univ.-Prof. Dr. Erika Jensen-Jarolim
Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI)
T: 01 / 40400-51100
E: erika.jensen-jarolim@meduniwien.ac.at

Elisabeth Leeb
[ PR-Beratung › Medienarbeit › Text ]
T: 0699 / 1 424 77 79 E: leeb.elisabeth@aon.at

Bildmaterial
Univ.-Prof. DDr. Wolfram Hötzenecker, MBA: © Kepleruniklinikum/Margit Berger, Abdruck honorarfrei
Univ.-Prof. Dr. Erika Jensen-Jarolim: © MeduniWien/Felicitas Matern, Abdruck honorarfrei

Fotos in Printqualität gibt’s bei Elisabeth Leeb sowie im Presse-Bereich auf https://oegai.org/presse/